Verschiedene Gruppen
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Bei den Paganen Gruppen gibt es keinen Papst, keine Bischöfe oder andere Dogmen, die die Methoden des religiösen Totalitarismus ausüben. Niemand ist gezwungen, einer entsprechenden Organisation beizutreten, obwohl das viele tun. Man trifft sich gerne mit anderen um gemeinsam zu feiern, zu lernen und Gedanken auszutauschen. Manche Gruppen sind sehr stark strukturiert und eine Aufnahme erfolgt über eine Einweihung, Einführung, Initiation oder andere Zeremonie. Wir können auch ohne diese Zeremonien Paganen (…) sein. Wir können unsere Andacht aus Notwendigkeit oder freier Entscheidung heraus alleine halten. Die, die regelmäßig in Gruppen zusammenkommen, engagieren sich oft auch für soziale und aufklärende Aktionen. Andere sind eher auf familiären Paganismus eingestellt: wieder andere ziehen es vor, ihre Verehrung in gleichgeschlechtlichen Gruppen kundzutun und manche sind für Erwachsene da, die einen Weg der Einweihung suchen. Natürlich können wir auch zu mehr als einer dieser Gruppen gehören.

Der Schamanismus
Einige Paganen würden sich selbst als Schamanen bezeichnen. Das waren in Stammesgruppen diejenigen, die Zugang zum Jenseits und zu anderen Bewusstseinsstufen hatten. In älteren Gesellschaftsformen wurden die Ursachen für Krankheiten und Probleme der Gemeinschaft und der Individuen nicht nur auf materieller, sondern auch auf übersinnlicher Ebene (z.B. im Geistwesen) vermutet. Die Aufgabe des Schamanen war, die riskante Reise ins Jenseits anzutreten, um die Gründe herauszufinden und alles in Ordnung zu bringen. Das konnte die Jagd auf ein Tier aus der Geisterwelt bedeuten, das das Opfer tyrannisierte, oder auch die Befreiung des Opfers von einem Ahnengeist, von dem es besessen war. Um in die jenseitige Welt einzudringen, wandten Schamanen spezielle Techniken der Bewusstseinsveränderung an. Diese umfaßten Trommeln in einem bestimmten Rhythmus, der einen Trancezustand auslöst und außerkörperliche Erfahrungen ermöglicht, Fasten und die Einnahme von aus Pilzen und Pflanzen gewonnenen Halluzinogenen. Dies befähigt die Menschen, Erfahrungen konstruktiv und sinnvoll auszulegen und diese Erkenntnisse zur Weiterentwicklung ihrer Spiritualität zu benutzen.

"Öko"-Paganismus
Diejenigen, die über den Schamanismus und Anarchismus zum Paganismus gekommen sind, befürworten keine materialistischen und konsumorientierten Werte. Ihr Anliegen ist nicht verbrauchen, sondern erhalten. Um ihre Anliegen durchzusetzen, gibt es Gruppen von Paganen, die sich ausdrücklich auf ökologische Probleme spezialisieren. Umweltaktionen sind also ebenfalls ein Weg zum Paganismus.

Göttinnen
Die Einstellung des Paganismus gegenüber dem Umweltschutz wird angeregt durch die Verehrung der weiblichen Gottheit – der Göttin –, die von jeher in hohem Maß mit der Welt der Natur in Verbindung gebracht wurde. Manche Gruppen sind ganz besonders auf die Verehrung der Göttin ausgerichtet und manche schließen Männer aus und betrachten ihre Traditionslinie als Schwesternschaft, als "Frauenreligion". Andere Gruppen arbeiten mit Männern zusammen, sehen jedoch deren Rolle als weniger wichtig an als die der Frauen.

Wicca
Die Bezeichnung "Wicca" wird oft für die Religion der neuen Hexenbewegung, auch Hexenkunst (engl. "Wisecraft" oder nur "Craft") genannt, gebraucht. Es ist eine der vitalsten Zweige des wieder belebten Paganismus, nicht einfach eine Form der Magie, sondern ein ganzes System paganer Philosophie und Religiosität. Hexen verehren die Große Muttergöttin und ihren Gemahl, den Gehörnten Gott, die sich im Sonnenzyklus der Jahreszeiten und im monatlichen Mondzyklus in verschiedenen Erscheinungsformen zeigen.

Die Wicca-Bewegung besteht aus einer Reihe verschiedener Strömungen, die auf Überreste der paganen Tradition basieren, welche zwischen den Generationen weitergegeben wurden. Daraus wurde eine Religion geschaffen, die ein breites Spektrum an Bräuchen umfaßt, angefangen bei der Verehrung der Götter durch jahreszeitlich bedingte Feiern bis zu der Entfaltung psychischer Kräfte und hoch entwickelter Formen der Mystik.

Wicca nimmt gegenüber Frauen eine sehr positive Haltung ein, auch spielen sie als Priesterinnen eine wesentliche Rolle. Da das Göttliche selbst sich als weiblich und männlich zugleich manifestiert, glauben die Wicca-Anhänger, dass den Göttern am besten durch Priester und Priesterin gedient wird. Im allgemeinen führen beide gemeinsam die Riten aus.

Die Strukturen sind nicht auf eine zentrale Autorität hin ausgerichtet, es existieren autonome Gruppen ("Coven"), denen Hohepriesterinnen vorstehen. Es gibt auch Hexen, die die Götter anbeten und ihre Magie für siech alleine ausüben.

Druidentum
Seit dem achtzehnten Jahrhundert hat das Druidentum eine extensive Wiederbelebung in der gesamten westlichen Welt erfahren. Es ist straffer organisiert als die Wicca-Bewegung, da einzelne Gruppen im allgemeinen Teil eines Druidenordens sind, den ein "Erzdruide" oder ein ähnlich hochstehendes Mitglied leitet. Innerhalb des Ordens gibt es verschiedene Grade: den der Barden, die sich auf die bardischen Künste konzentrieren, den der Ovaten, die sich mit Weissagungen befassen, und den der Druiden, die praktisch die Priester sind.

Das moderne Druidentum verehrt die alten keltischen Gottheiten. Einen besonderen Anziehungspunkt für viele Menschen, vor allem die keltischer Abstammung, bildet auch die im Zentrum stehende Wiederbelebung und Übermittlung keltischer Kultur, die Konzentration auf die Verehrung der Natur und die Förderung kreativer Künste wie Musik, Dichtung und Literatur.

Die nordische Tradition
Die heutigen Nachfolger der nordeuropäischen paganen Tradition werden oft "Odinisten" genannt. Manche ziehen die Bezeichnung "Asatru" vor, was "Glaube an die Götter" bedeutet oder "Getreue der Asen", da sie nicht ausschließlich Odin verehren. Wie das Druidentum ist diese Organisation in Gemeinschaften mit Untergruppen aufgeteilt, die "Herdfeuer". In Europa gibt es zwei wichtige Organisationen, den "Odinshof" und "Odinic Rite" – in den Vereinigten Staaten sind es "Arizona Kindred" und "Asatru Free Assembly". In Island ist Asatru eine streng religiöse Bewegung und bildet zusammen mit dem Christentum eine der beiden offiziellen Staatsreligionen.

Asatru ist männlicher orientiert als einige andere pagane Religionen, jedoch noch weniger als das Christentum. Sowohl Männer wie Frauen können Asatru-Gruppen anführen und bei religiösen Feiern die Zeremonien leiten. Prophezeiungen in Trance stehen unter der Schutzherrschaft der Göttin Freya und werden in erster Linie als weibliche Fähigkeit betrachtet.