Der Hexenglaube
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Auf viele Menschen wirkt das Wort Hexenglaube beängstigend, auf andere verwirrend. In der Volksmeinung sind Hexen hässliche alte Weiber, die auf Besenstielen reiten, oder bösartige Teufelskultanhänger, die obszöne Riten praktizieren. Moderne Hexen, glaubt man, seien Mitglieder eines exzentrischen Clubs und in erster Linie damit beschäftigt, Feinde zu bannen, indem sie deren Wachsbilder mit Nadeln stechen. Doch die Tiefe, die Würde und der ernste Sinn einer wahren Religion würden fehlen.
Der Hexenglaube ist aber nicht nur Religion, sie ist vor allem auch ein Lebensstil. Die Überreste des Wissens um das Leben in Harmonie mit Mutter Natur, dem Leben mit den Bewegungen von Sonne, Mond und Sternen, aus dem Flug der Vögel, dem langsamen Wachsen der Bäume und aus dem Wandel der Jahreszeiten, um Gesundheit und Krankheit und vielem mehr, bilden das eigentliche Fundament des Hexenglaubens.

Da der Hexen(Heiden)glaube für mich viele (Kultur-) Richtungen beinhaltet, werde ich hierfür die Bezeichnung des Paganismus (pagus=Ort, im christlichen Sinn=Landbewohner) verwenden. Dem eigentlichen Wortsinn nach sind Heiden Bewohner der Heide, die die Götter ihres Landes verehren. Also könnte ich auch ebenso gut von Heiden sprechen.

Wir verehren unsere Götter, weil sie lebendiger Energie und Kraft sind. Sie haben im kollektiven Unterbewusstsein der Menschheit überdauert und basieren auf Lehren, die über Jahrtausende hinweg in Mythen und Sagen von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie haben überlebt, weil sie uns in der Sprache der Nacht, des Traums, der Symbole und der Allegorien ansprechen. Wir wissen, dass sich hinter ihrer Symbolik unauslöschliche Wahrheiten verbergen und diese tauchen in Fantasy- und Science-Fiction-Literatur wieder auf, die millionenfach gelesen wird. Mythen sind wichtig, weil sie das spirituelle Wissen ganzer Völker über große Zeiträume hinweg enthalten.
Geheiligte Hügel und hoch aufragende Steine, zu geweihtem Grund und heiligen Bergen geformte Landschaften – Orte, die von allen Generationen aufgesucht wurden, um den Göttern ihres Volkes und ihres Landes zu Huldigen, umgeben uns ebenso wie Volkslieder und -tänze und jahreszeitlich bedingte Bräuche die erhalten geblieben sind.

Manche Anhänger der paganen Götter bezeichnen sich selbst einfach als Paganen, Heiden, Göttinnenverehrer oder Angehörige der "Alten Religion". Andere folgen bestimmten Traditionen innerhalb des Paganismus. Eine der bekanntesten ist das Druidentum. Andere bezeichnen sich als "Odinisten", "Odins Gefolge" oder "Asatru", Anhänger der Hohen Götter Nordeuropas. Wieder andere sagen, sie seien Anhänger der Weisheits- oder Hexenkunst. Hier handelt es sich nicht um Schwarze Messen oder Teufelanbetung, sondern um echtes Wissen. Eine Kunst des Heilens und der Segnung, mit der die Götter geehrt, Magie, Heilkraft und Hellsichtigkeit praktiziert werden. Die Anhänger der Wicca-Bewegung verehren die Große Muttergöttin und den Gehörnten Gott, beziehen aber auch Anregungen aus den Mysterien-Schulen des Altertums, in denen der Weg zur Selbsterkenntnis und der Erkenntnis der Götter gelehrt wurde. Obwohl die Formen, in denen die Götter verehrt werden, variieren, besteht doch genügend Gemeinsamkeit um sich als Teil der spirituellen Bewegung des Paganismus zu definieren.

Es existieren viele Formen des Glaubens, aber im Kern gibt es gemeinsame Orientierungsmaximen:

  • Das Göttliche manifestiert sich in Gestalt vieler Gottheiten an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Eine einzige Gottheit kann die Vollkommenheit des Göttlichen nicht ausdrücken. Dies kann man als Polytheismus bezeichnen – der Götter sind viele.
  • Das Göttliche ist in der Natur und in jedem von uns gegenwärtig. Dies kann man als Pantheismus bezeichnen – das Göttliche ist überall.
  • Göttin und Gott: Das Göttliche verkörpert sich sowohl durch das Weibliche (Göttin) als auch durch das Männliche (Gott), wobei klar ist, dass es jenseits jeder Begrenzung der Geschlechter existiert.
  • Ein viertes Prinzip, zu dem sich viele Paganen bekennen würden, wird als "pagane Ethik" bezeichnet: "Tu was du willst, sofern es niemandem schadet."

Im weiteren möchte ich hier einige Gruppen, Gottheiten und Feste nur kurz beschreiben. Eine umfangreichere Darstellung würde angesichts der Menge sicherlich zur Unübersichtlichkeit führen.