Rituale
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Rituale begegnen uns überall – das einfache Händereichen bei einer Begrüßung zeigt "ich bin offen, habe nichts zu verbergen, will dir nichts Böses". Das Küsschen einer Mutter für ihr Kind beim zu Bett gehen ist nicht nur ein Liebesbeweis, es kann auch ein Schutzsymbol für eine gute Nacht sein usw. Viele, vom Ursprung her abergläubische, Handlungen finden sich auch heute noch – obwohl dieser Zusammenhang heute nicht mehr erkannt wird:

Ganz gleich, ob ein Sabbat, Esbat oder ein privates privates Ritual gefeiert wird – die Grundelemente gleichen sich stets, und die einzelnen Schritte des Rituals werden stets in der gleichen Reihenfolge vollzogen. Das Grundritual besteht aus folgenden Schritten:

  1. Bestimmen der Grenze des Kreises.
  2. Weihen des Ortes mit Feuer und Luft (Weihrauch), Wasser und Salz.
  3. Ziehen des Kreises, der den Ort des Rituals abgrenzt.
  4. Schließen des Kreises, nachdem alle eingelassen wurden.
  5. Anrufungen in den Himmelsrichtungen.
  6. Versiegeln des Kreises.
  7. Wachrufen der Hexenkraft.
  8. Einladen der Göttin und des Gottes.
  9. Rituelle Arbeit (je nach Anlass).
  10. Feiern; zuerst Danksagung und Trankopfer für die Göttin, dann persönliches Zwiegespräch mit der Göttin.
  11. Tanzen und Feiern der Freude des Augenblicks
  12. Verabschieden der Geistwesen.

Praktische Ratschläge für Kreisrituale
Das Bilden des Kreises spielt bei jeder Art von ritueller Arbeit eine ganz wesentliche Rolle.

  • Man bildet einen Kreis und markiert ihn. Der Ort wird gereinigt und der Kreis wird gezogen um den Ort des Rituals vom übrigen Gelände zu trennen. Dieser Kreis wird von Osten nach Süden nach Westen nach Norden gezogen, wobei in östlicher Richtung eine Öffnung – ein Tor, freigelassen wird, durch das der Kreis betreten werden kann.
  • Die Teilnehmenden werden gesegnet und nachdem der Letzte den Kreis betreten hat, wird das Tor geschlossen. Die Mächte werden angerufen:
  • Osten: Heil euch, Mächte des Ostens! Heil dem großen Adler, dem Ort aller Anfänge! Ea, Astarte, Aurora, Göttin aller Anfänge! Komm und sei Zeuge unseres Rituals, das wir getreu den uralten Riten ausführen!
  • Süden: Heil euch, Mächte des Südens! Richtung des großen Feuers und der Leidenschaft, Göttin Esmeralda, Göttin Vesta und Heartha! Kommt und seid Zeuge unseres Rituals, das wir gemäß uralten Gesetzen ausführen!
  • Westen: Heil euch, Mächte des Wassers! Lebenspendende Göttin des Meeres, Aphrodite, Marianne, Themis, Tiamat! Kommt und wacht über unseren Kreis und seid Zeuge unseres Rituals, das wir getreu den uralten Riten ausführen!
  • Norden: Heil dir, Ort aller Mächte! Große Demeter, Persephone, Kore, Ceres! Erdenmütter und Schicksalsgöttinnen! Großer Ozean aus Glas! Wacht über unseren Kreis und seid Zeuge, wie wir unser Ritual getreu eurem Erbe ausführen.
    Nun ist der Kreis wirklich geschlossen, und niemand kann ihn verlassen, bis den angerufenen Geistwesen gebührend gedankt und sie verabschiedet wurden.
  • Nach einer Weile ist der richtige Zeitpunkt gekommen, Göttin und Gott um ihr Erscheinen zu bitten. Dieser Teil wird meist improvisiert. Die wichtigste Regel lautet: immer improvisieren, wenn du spürst, dass die kreativen Energien fließen.

Eine andere Art der Anrufung ist folgende:

  • Die Mitglieder stehen im Kreis und reichen einander die Hände. Der Ritualleiter/in begibt sich zum Altar und grüßt Himmel und Erde. Dann begibt er sich nach Osten:
  • Osten: Heil euch, Wächter der Türme im Osten, Mächte der Luft! Wir beschwören und rufen euch, Goldener Adler der Dämmerung, Wirbelnder Wind, Aufgehende Sonne, Komm! Durch die Luft, die Ihr Atem ist, Sende uns dein Licht, Sei hier! Jetzt!
  • Süden: Heil euch, Wächter der Türme im Süden, Mächte des Feuers! Wir beschwören und rufen euch, Flammender! Sommerhitze, Lebensfunke, Komm! Durch das Feuer, das Ihr Geist ist, Sende uns deine Flamme, Sei hier! Jetzt!
  • Westen: Heil euch, Wächter der Türme im Westen, Mächte des Wassers! Wir beschwören und rufen euch, Schlange der wasserreichen Abgründe, Graugewandetes Zwielicht, Abendstern! Durch die Wasser Ihres lebendigen Leibes, Sende uns deinen Strom, Sei hier! Jetzt!
  • Norden: Heil euch, Wächter der Türme im Norden, Mächte der Erde, Eckstein aller Macht! Wir beschwören und rufen dich, Herrin der äußeren Finsternis, Stern des Nordens, Mitte des wirbelnden Himmels, Fruchtbares Feld, Kommt! Durch die Erde, die Ihr Leib ist, Sende uns deine Stärke, Sei hier! Jetzt!
    Wieder wird Himmel und Erde gegrüßt.
  • Der Kreis ist gebildet, Wir sind zwischen den Welten, Jenseits der Grenzen der Zeit, Wo Tag und Nacht, Geburt und Tod, Freude und Trauer Eins werden.

Dies sind nur zwei einfache Beispiele, die individuell ergänzt werden können.

Verabschiedung der Göttin und des Gottes
Die Kraft des Rituals muss geerdet werden, sofern dies nicht bereits geschehen ist.
Herrin und Herr, wir danken euch für eure Gegenwart, für euren magischen Kreis; für Licht und Liebe, für Finsternis und Wandel. Wir bitten um euren Segen bevor ihr uns verlasst. Heil euch und Wohlergehen! Seid gesegnet.

Öffnen des magischen Kreises
Der Ritualleiter/in schreitet der Reihe nach die vier Himmelsrichtungen ab:

  • Wächter des Ostens (Südens, Westens, Nordens), Mächte der Luft (des Feuers, des Wassers, der Erde), wir danken euch, dass ihr in unserem Kreis geweilt habt, und wir bitten euch, uns zu segnen, bevor ihr uns verlasst. Frieden herrsche zwischen uns jetzt und immerdar. Seid gesegnet.
  • Dem Himmel und der Erde zugewandt: Der Kreis ist nun offen, doch ungebrochen. Der Frieden der Göttin erfülle eure Herzen. Ein fröhliches Treffen, ein fröhlicher Abschied und ein fröhliches Wiedersehen. Seid gesegnet.

Rituale können nicht nur von der Hohepriesterin oder einem Hohepriester ausgeführt werden. Zumal diese nicht in jeder Gruppe vorhanden sind. Jede andere Person, die sich dazu imstande fühlt, die Leitung eines Rituals zu übernehmen, sollte dies auch einmal tun. Auch wenn das Ritual nicht ganz den "normen" entspricht, wird es doch seine Wirkung nicht gänzlich verfehlen. Die Gruppe und der Einzelne erhält gerade hierbei die Möglichkeit, im wahrsten Sinne des Wortes, zu wachsen.